Im 14. Jahrhundert schreibt der Mystiker Meister Eckehart: „Es gibt ein Etwas in der Seele, das wartet auf nichts Hinzukommendes mehr.“ Im 17. Jahrhundert meint der Mathematiker Blaise Pascal: „Das ist das Problem des modernen Menschen, dass er nicht eine Stunde ruhig in seinem Zimmer sitzen kann.“ Im 20. Jahrhundert notiert der UNO Generalsekretär Dag Hammarskjöld in sein Tagebuch: „Die längste Reise ist die Reise nach innen.“
Mobilität ist ein Zauberwort unserer Zeit. Die äußere Rastlosigkeit ist die eine Seite. Die innere Unruhe des modernen Menschen scheint genauso groß zu sein. Deshalb sucht er Ruheorte, Achtsamkeitskurse, Meditationsangebote.
Sich zurückziehen können, nicht immer „dabei sein“ zu müssen, ist eine gute Option der Lebenskunst. Auf Rügen habe ich erlebt, wie Hunderte Urlauber abends an den Strand kamen und den Sonnenuntergang anschauten. Sie wurden von selbst ruhig und still.
Meditation führt zur Mitte
Das Wort meditari bedeutet: zur Mitte hin gegangen werden. Es ist eine Zwischenform zwischen aktivem Betrachten und kontemplativem Schauen. Es geht um das Loslassen und um das Zulassen. Wenn ich schweigen kann, kann ich wieder meine eigene Stimme hören. Ich kann mir ein inneres Haus bauen, in dem ich gern wohne. Wo niemand stört und keiner lärmt, wird auch Gott wieder spürbar wie ein leiser Hauch. Meditieren hilft, leer zu werden von dem Vielen, Komplexen, Oberflächlichen, Relativen.
Meditieren hilft, sich hinzuwenden zu dem Einfachen, Tiefen, Absoluten.
Drei Dinge helfen beim Meditieren:
- Die aufrechte Haltung vom Kopf über das Rückgrat bis zum Sitz, evtl. auf einem Meditationshocker oder –kissen
- Die Entspannung von Kopf bis Fuß beim Ausatmen
- Das rechte Atmen in vier Phasen: Ausatmen – Ausatmen – Ruhen – Einatmen.
Ich kann diese Phasen verbinden mit der gedanklichen Vorstellung:
Loslassen – Niederlassen – Eins werden – Neu werden
Als Christin und Christ kann ich diese Atemübung auch mit der Gottesvorstellung verbinden:
Los von mir – Hin zu dir – Eins mit dir – Neu aus dir.
An dieser Stelle wird deutlich, was Meditieren heißt: nämlich – sich verwandeln lassen. Die Buddhisten sprechen gern vom Rad der Verwandlung. Ich kann mir diese vier Phasen auch als Rad vorstellen. Wenn meditieren auch bedeutet: zur Mitte kommen, heißt das zum Kern meines Selbst kommen. Nach christlichem Menschenbild wohnt dort Gott, längst bevor ich mich auf die Reise nach innen mache.