Ein Plädoyer

Von P. Stefan Maria Huppertz

Beichte, Turmzimmergespräche, Geistliche Begleitung und Seelsorgegespräche – da kommen jede Woche 50 bis 60 Stunden Gespräch unter vier Augen in Liebfrauen zusammen. Gespräche, in denen es um Herausforderungen im Glauben und in der Beziehung, in Beruf und Familie, in Kirche und persönlichem Umfeld geht. Das ist wertvolle, wichtige und kostbare Zeit, die Gegenwart in den Blick nimmt und auf Zukunft hin öffnet, wenn Menschen ihr Leben mit dem Gott des Lebens, ihre Wege mit dem Gott des Weges in Verbindung bringen möchten.

Zu den Gesprächen unter vier Augen tritt gerade in der Beichte eine weitere Wirklichkeit hinzu: Jesus Christus selbst. Es gehört zu den besonderen Momenten des christlichen Lebens, zu wissen und zu erfahren, dass wir nicht alles mit uns selbst auszumachen brauchen und auch nicht abschließend mit uns selbst ausmachen können. In der Beichte kommen Zusage und Zuspruch, Lossprechung und Segen von außen, von Gott, dazu.

Jesus Christus 

 tritt bei der Beichte mit hinzu

Es macht einen Unterschied, ob ich mir selbst sage, dass dies und jenes ja so schlimm schon nicht gewesen sein wird, oder ob ich es mir zusagen lasse, dass Altes dem Neuanfang nicht im Wege stehen soll. Ich kann mich selber nicht entschuldigen. Ich kann nur andere Menschen bitten, mir Entschuldigung zu gewähren, mich zu entschulden.

Und da, wo ich dem Frieden und der Liebe den Weg versperrt habe, geht es darum, den Gott des Friedens und des Lebens um Vergebung und Kraft zum Neuanfang zu bitten. 

Wer Beichte für überflüssig hält, bleibt sehr an der Oberfläche hängen. Das wäre bedauerlich, weil die Beichte in die Tiefe zu führen vermag. Geht es bei der Beichte doch nicht vornehmlich um Selbstanklage und schon gar nicht um ein Kleinmachen der eigenen Person. Beichte ist vielmehr Balsam für die Seele und ermöglicht aufrechtes Wachstum.

 

Beichtvorbereitung: Es empfehlen sich zwei einfache Frageschritte:

  1. Wofür bin ich dankbar? Was erfüllt mich und lässt mein Leben gelingen? Welche Fähigkeiten, welche Beziehungen, welche Art
    des Betens machen mir Freude? Wo erlebe ich mich stimmig, wo gelingen Leben und Glauben gut?
    Für diese guten Dinge Gott im sakramentalen Raum der Beichte zu danken, schult die Dankbarkeit und lässt das gute Fundament erkennen, auf dem wir stehen. Erst der zweite Schritt und Blick gilt den Defiziten:
  2. Wo habe ich dem Frieden und der Liebe im Weg gestanden? Habe ich mir und anderen geschadet? Habe ich mich bewusst gegen Gott oder Gebote entschieden? Was erkenne ich als Schuld und Sünde?
    „Sünde“ kommt von Absonderung, vom bewussten Entscheiden wider besseres Wissen und Gewissen. Aus der Absonderung soll durch die Versöhnung neue Nähe werden. In der Beichte steht zunächst das Bekenntnis im Mittelpunkt. Der beichtende Mensch sagt einfach das, was ihn bewegt und beschäftigt, was bedrückt und belastet, was er bereut. Der Priester hört im Auftrag Jesu zu. Nach dem Bekenntnis kann der Priester in kurzen Worten eine Hilfestellung zu geben versuchen, bevor in der Lossprechung der Herr selbst handelt und Verzeihung und Frieden schenkt. Dann kann es gut weitergehen. Wie großartig!

    Beichten sollten in der Regel nicht länger als 10 Minuten dauern, weil vermutlich andere schon warten. Wem ein längeres Gespräch gut tut, sei auf die Gespräche im Turmzimmer verwiesen, oder auf einen individuell vereinbarten Termin mit einem der Brüder.

BEICHTZEITEN