7 Tage: Einstieg in das Beten mit dem Herzen
(Beitragsbild: Bruder Jens Kusenberg)
Still werden und Gott spüren: Wie geht das? Eine kleine Anleitung für diejenigen, die sich zum ersten Mal mit dem kontemplativen Gebet beschäftigen. Ein Impuls von Br. Christian Albert.
Kontemplation bedeutet: betrachten, schauen. Im kontemplativen Gebet versuche ich, Gottes Wirken und Gegenwart in meinem Leben wahrzunehmen. Die hier vorgestellten Schritte hin zum Herzens- oder Jesusgebet sind angelehnt an die Gebetsschule des Jesuiten P. Franz Jalics, die heute in vielen Ländern verbreitet ist. Der kontemplative Weg ist ausgerichtet auf Gott. In der christlichen Meditation geht es nicht um Selbstoptimierung, sondern um Begegnung und Gotteserfahrung, um Beziehung. Die Einübung des kontemplativen Gebetes braucht Zeit. Tage, Wochen, Monate, vielleicht ein ganzes Leben. Ein Anfang wäre, sich täglich etwa 20 Minuten Zeit für das Gebet zu reservieren.
VORBEREITUNG
Den Ort bereiten
Gibt es einen Ort, an dem Sie beten? Gestalten Sie diesen so, wie es zu Ihnen passt. Ein Kreuz aufhängen, ein Christus-Bild. Eine Kerze, frische Blumen. Der Ort muss nicht daheim sein, vielleicht eignet sich eine Kapelle auf dem Arbeitsweg? Wichtig ist: Es sollte ein Ort ohne Ablenkung sein. Kein Handy. Eine feste Uhrzeit am Tag ist wichtig.
1. TAG
Wahrnehmen
Die Reise nach Innen beginnt mit einer Reise nach Draußen. Gehen Sie hinaus in die Natur! Spazieren Sie ungestört durch die Natur. Langsam, nicht zu schnell. Lassen Sie sich nicht ablenken von Gedanken, sondern nehmen Sie bewusst wahr: ein Baum, ein Fels, eine Blume. Was hören Sie? Es geht um Wahrnehmung, nicht um Bewertung.
2. TAG
Den Leib spüren
Am zweiten Tag geht es darum, sich selbst zu spüren. Sitzen Sie aufrecht auf einem Stuhl, die Füße fest auf dem Boden, der Rücken gerade, nicht angelehnt. Möglich auch: auf dem Boden sitzen oder knien. Kommen Sie zur Ruhe. Legen Sie die Handflächen auf die Oberschenkel, schließen Sie die Augen. Jetzt beginnt eine Reise durch den Körper. Spüren Sie die Füße, wie die Fußsohlen Kontakt mit dem Boden haben. Dann lenken Sie die Aufmerksamkeit zu den Beinen. Von den Unterschenkeln über die Knie hin zu den Oberschenkeln. Lassen Sie sich Zeit. Dann gehen Sie weiter und spüren den Kontakt zur Sitzfläche. Immer weiter, Wirbel für Wirbel, den Rücken hinauf. Zu den Armen und Händen, zum Schluss zu Kopf und Gesicht. Spüren Sie, wie Ihr Atem durch die Nase ein- und ausströmt. 20 Minuten lang.
3. TAG
Dem Atem folgen
Nehmen Sie wie gestern Ihren Platz ein. Spüren Sie Ihren Leib, nehmen Sie wahr, wie Sie heute da sind. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Atem. Wie er kommt und geht. Nehmen Sie den Luftzug wahr, der beim Ein- und Ausatmen an den Nasenflügeln vorbeigleitet. Verfolgen Sie den Atemzug über Nase und Rachen, wie der Atem fließt bis hinunter in die Lunge und wie sich diese füllt. Verfolgen Sie den Atem weiter, wie er zunächst die Lunge und dann Ihren Körper wieder verlässt. Und dann von vorn. Der Atem gibt den natürlichen Rhythmus vor, der die nächsten Schritte der Meditation grundlegend prägen wird.
4. TAG
Die betenden Hände
Erinnern Sie sich an die Schritte, die bereits eingeübt wurden. Spüren Sie Leib und Atem. Nehmen Sie den Atem als Grundrhythmus wahr. Dann richten Sie die Aufmerksamkeit auf Ihre Hände. Legen Sie sie locker, ohne Druck, ineinander. Handfläche auf Handfläche. Spüren Sie bei jedem Atemzug in ihre Handflächen.
5. TAG
Nur ein Wort
Heute üben Sie das Beten mit einem Wort. Bereiten Sie sich wie in den vergangenen Tagen vor: Den richtigen Sitz finden, den Leib spüren, den Atem wahrnehmen und die Aufmerksamkeit in die Handinnenflächen richten. Beginnen Sie ab heute mit diesen Schritten jede Gebetszeit. Wenn Sie heute den Atem beobachten, sprechen Sie bei jedem Ausatmen innerlich ein „ja“. Nehmen Sie wahr, wie der Atem kommt und mit dem Ausatmen: „ja“. Dieses kleine Wort können Sie über das gesamte Ausatmen dehnen. Wenn Ihnen das „ja“ schwerfällt, wählen Sie ein anderes Wort.
6. TAG
Sein Name
Die eingeübten Schritte der vergangenen Tage waren die Vorbereitung auf das Beten mit dem Namen „Jesus Christus“. Sprechen Sie heute (innerlich, ohne das Wort auszusprechen) bei jedem Ausatmen „Jesus“ und bei jedem Einatmen „Christus“. Dehnen Sie die Worte über die ganze Zeitspanne des Ein- bzw. Ausatmens. „Jesus Christus“: Sein Name rettet, gibt Kraft, stärkt und heilt. Der Name lässt hoffen, er überragt alles, schenkt Einheit und führt in seine Nachfolge.
7. TAG
Treue
Sie sind nach einer Woche angelangt beim Beten mit dem Namen Jesus Christus. Aber natürlich nicht am Ziel der Kontemplation. Es braucht Zeit und Treue zu diesem Gebet mit dem Herzen. Üben Sie weiter, Tag für Tag. Wenn Gedanken ablenken, dann legen Sie sie beiseite, lassen Sie sie ruhen für die Zeit, die Sie für Gott reserviert haben. Das kann mühsam sein. Versuchen Sie es! Bleiben Sie in der Gegenwart Gottes.
„Hier sitze ich neben dir“,
sagte Gott zu einem eifrigen
Anfänger, „und du zerbrichst
dir den Kopf weiter über mich,
bemühst deine Zunge, um
über mich zu reden, und
Bücher, über mich zu lesen.
Wann wirst du endlich still
und spürst mich?“
(Herkunft unbekannt)
Der Beitrag ist zuerst auf der Homepage der Deutschen Kapuzinerprovinz erschienen.
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