Sozialen Wohnungsbau fördern und ausbauen. Ein Kommentar von Br. Michael Wies
Deutschland hat seit Dezember ein neues Ministerium für Bauen und Wohnen. Das von der Politikerin Klara Geywitz geführte Haus steht vor gewaltigen Aufgaben.
Ein neues Bauministerium auf Bundesebene: Das sind gute Nachrichten, die ich sehr begrüße! Das Thema „Bauen und Wohnen“ wird gestärkt – und sichtbarer. Viele Fragen rund um die soziale Gerechtigkeit werden in diesem Ressort entschieden, die verantwortliche Ministerin, Klara Geywitz, steht vor einer gewaltigen Aufgabe: Sie muss mindestens 400.000 Wohnungen jährlich bauen.
Wohnen ist ein Menschenrecht. Die entscheidende Frage lautet: Wie und wo darf ich wohnen? Für eine gerechte Gesellschaft und den sozialen Frieden ist es unerlässlich, dass bezahlbarer Wohnraum erhalten bleibt – und neuer geschaffen wird. Mein persönliches Anliegen ist, das sich die neue Ministerin vor allem um den sozialen Wohnungsbau kümmert, diesen fördert und ausbaut. Nur durch Sozialwohnungen können wir Obdachlosigkeit in der EU und in Deutschland bekämpfen! Dabei ist auch eine Quote zur Vergabe von Sozialwohnungen wichtig, um Menschen zu helfen, die mit besonderen Schwierigkeiten am Wohnungsmarkt zu kämpfen haben.
Die Zeit drängt! Verantwortliche in Bund und Ländern müssen kurzfristig wohnungspolitische Entscheidungen fällen, damit die Kommunen nicht weiter Wohnungen verlieren, die aus der Mietpreisbindung herausfallen. Die Kommunen geben heute einen erheblichen Batzen Geld für die Unterbringung von Menschen aus, die keinen passenden Wohnraum finden. Trend weiter steigend. Dies muss ein Ende haben, auch, um Steuergelder sinnvoller und nachhaltiger einzusetzen.
Eine Frage der Inneren Sicherheit und des Friedens im Land
Wer die Wohnraumversorgung verbessert, der ermöglicht es Menschen, an der Gesellschaft teilzuhaben und mit Sicherheit im Stadtteil verankert zu sein. „Wohnen und Bauen“ ist eine Frage der Inneren Sicherheit und des Friedens in unserem Land. Für die Kommunen ist soziale Wohnungspolitik gleichbedeutend mit sozialer Stadtentwicklung. Wohnungen müssen dort entstehen, wo die Menschen Arbeit finden. Jede und jeder hat das Recht auf bezahlbaren, angemessenen Wohnraum. Wohnen ist soziale Teilhabe – auch und gerade in Pandemie-Zeiten, wo sich viele Menschen viel häufiger und länger als früher in den eigenen vier Wänden aufhalten.
Nicht zuletzt hat eine Politik für mehr Sozialwohnungen auch etwas mit Respekt zu tun. Ich wünsche allen Politikern und beteiligten Verwaltungen Schwung und Erfolg bei der Umsetzung dieser Themen. Packen Sie es an! Es geht um nicht weniger als um die Abschaffung der Obdachlosigkeit. Um Würde und Entfaltung. Es geht darum, eine gute Antwort auf die Frage zu geben: Wo wohnst Du?
Foto: Kapuziner/Marius Jacoby
Br. Michael Wies ist Guardian des Kapuzinerklosters Liebfrauen in Frankfurt und Einrichtungsleiter des Franziskustreffs. In diesem Video berichten er und Br. Paulus Terwitte darüber, wie der Franziskustreff und weitere soziale Angebote in Frankfurt wohnungslosen Mitmenschen besonders in den Wintermonaten helfen.