Dreifaltigkeit:
Wie kann drei eins sein, und einer drei?

Wie Dreifaltigkeit verstehen?

Ein Beitrag von Hannelore Wenzel

Wie erklärt man Dreifaltigkeit? Es ist schwer, den Trinitätsglauben verständlich in Worte zu fassen.

Eine für den heutigen Menschen verständliche Antwort zu formulieren ist nicht einfach. Aber es ist gerade der Trinitätsglaube, der die Christen von den Angehörigen anderer monotheistischer Religionen – dem Judentum und dem Islam – trennt. Der Glaube an den dreieinigen Gott gehört zum Wesen des christlichen Glaubens. Im Zentrum steht der Glaube an den einen Gott, der der Dreifaltige ist. Die Dreifaltigkeit ist im christlichen Glauben immer gegenwärtig. Beim Kreuzzeichen beispielsweise und in der Taufformel.

Nach christlichem Verständnis ist der eine Gott zugleich Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Das bedeutet nicht, dass Gott mal als Vater, mal als Sohn und mal als Hl. Geist in Erscheinung tritt. Christen glauben nicht an drei Götter. Vielmehr ist Gott Gemeinschaft, er bringt in drei Personen sein göttliches Wesen zum Ausdruck. Der Begriff Person leitet sich von dem lateinischen Wort persona ab, in der Bedeutung von Maske, wie sie die Schauspieler trugen und personare, das klingen lassen bedeutet, wie die Stimme des Schauspielers durch seine Maske.

Dem Geheimnis von Gottes Dreifaltigkeit kann man näherkommen, wenn man den Blick auf die Natur des Menschen selbst richtet.

Denn in der Wirklichkeit des Menschen und seiner Lebenswelt lassen sich für den gottsuchenden Menschen Zeichen des dreifaltigen Gottes entdecken. Jeder Mensch ist einmalig und erfährt sich als Person, als ein ICH und als Mittelpunkt seiner Welt. Der Mensch ist aber auch ein soziales Wesen und angewiesen auf Gemeinschaft mit anderen Menschen. Kein Neugeborenes wird ohne die Fürsorge seiner Eltern oder anderer Menschen überleben können. Menschen bleiben zeitlebens aufeinander angewiesen. Jeder Mensch sehnt sich nach Liebe, jeder/jede möchte von anderen Menschen geliebt werden. Und jeder Mensch wird auch für andere Menschen Liebe empfinden und für andere da sein wollen. Allerdings wird sich auf menschlicher Ebene nur selten ein Gleichgewicht zwischen der empfangenen und geschenkten Liebe einstellen.

Der dreifaltige Gott ist ein liebender Gott, der seine Liebe nicht für sich behalten kann.

Er möchte seine Liebe durch seinen Sohn allen Menschen schenken. Gott ist dreifaltige Liebe. Hier nun kommt der Heilige Geist ins Spiel. Schon im Alten Testament, auf der ersten Seite der Bibel, ist von Gottes Geist die Rede. Im Buch Genesis wird berichtet, dass der Geist über der Urflut schwebte. Unter dem Geist verstanden die Menschen im Volke Israel Atem, frische Luft und frischen Wind. Die ersten Christen haben diesen ‚frischen Wind‘ in der Gemeinschaft der Glaubenden erfahren. Sie waren davon überzeugt, dass Gott hier mit seinem heiligen Geist wirkte. So haben Menschen das Geheimnis Gottes erfahren. Hieraus folgte die Erkenntnis, dass Gott in seinem dreifaltigen Wirken – durch Jesus Christus im Heiligen Geist erfahrbar ist.

Aber wie lässt sich Gott heute erfahren? 

Wo und auf welche Weise kann man den Auferstandenen im eigenen Leben erfahren und wie wird man in Gottes dreifaltige Liebe einbezogen?  Offenbarung ist auf das Miteinander zwischen Gott und den Menschen und zwischen den Menschen untereinander gerichtet. Die hat Jesus Christus grundgelegt und diese ist im Heiligen Geist durch die Kirche gegenwärtig.  Jesus Christus lässt sich nicht nur im Alltag und Mitmenschen, sondern besonders in der Kirche und in den Sakramenten finden und erfahren. Die Kirche und die Sakramente sind Ausdruck und Ort des dreifaltigen Heilswirkens Gottes.  Durch die Sakramente erhält der Christ durch Jesus Christus im Heiligen Geist Zugang zu Gott.

Der Gott, an den Christen glauben, ist kein starrer, verborgener Gott, sondern ein Gott voller Leben und Liebe, er ist kreativ und voller Dynamik.

In seine dreieinige Gemeinschaft lädt Gott alle Menschen ein, ohne Ausnahme.  Der Zugang zu Gott vollzieht sich immer in Gemeinschaft mit anderen und kein Mensch ist von dieser Gemeinschaft ausgeschlossen.

Es handelt sich hier um die gekürzte Version des Artikels im Liebfrauenmagazin Sommer 2021

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