Franciscans International:
Im Einsatz für franziskanische Werte

Ein Kommentar von Br. Jinu zur Nichtregierungsorganisation der Franziskanischen Familie.

Eine franziskanische Stimme auf dem internationalen Parkett

Vor wenigen Wochen habe ich eine Hospitation bei Franciscans International (FI) in Genf gemacht. Was ich dort gesehen und gelernt habe, hat mich tief beeindruckt. FI ist eine Nichtregierungsorganisation, die beratend bei den Vereinten Nationen tätig ist. Sie wurde 1989 gegründet und setzt sich für den Schutz der Menschenwürde und Umweltgerechtigkeit ein.

Franciscans International überführt die konkrete Arbeit der franziskanischen Familie an der Basis – mit den Bedürftigen und Benachteiligten – auf das internationale Parkett. Die Organisation bringt Fälle von Diskriminierung und Gewalt vor die Vereinten Nationen und nimmt so auf Normungs- und Entscheidungsprozesse Einfluss. Damit verstärkt FI die franziskanischen Stimmen aus allen Teilen der Welt und stellt sicher, dass die Nöte der Ausgegrenzten auch von der Politik gehört werden. Eine unverzichtbare und wichtige Arbeit!

Viele kleine Schritte für langfristige Veränderung 

Was ich durch meine Hospitation in Genf gelernt habe: Oft ist Fortschritt und Erfolg eine komplizierte und langwierige Angelegenheit. Es bedarf vieler kleiner Schritte, um am Ende mit seinem Anliegen erfolgreich zu sein. Zwei Dinge sind dabei wichtig und werden von FI geleistet: Das Sammeln von Informationen vor Ort. Und dann die Suche nach Unterstützung durch die Diplomaten der verschiedenen Länder. Gerade dieses „Lobbying“ ist komplex und wird durch Befindlichkeiten, Nationalitäten und auch knallharte wirtschaftliche Interessen geprägt.

Dennoch ist es unabdingbar, um die Dinge, die uns Kapuziner an der Basis beschäftigen, auch strukturell zu verändern. Mir fällt dabei immer ein Beispiel aus meiner Heimat Indien ein: Dort holzen viele Einwohner in ihrem Ort die Wälder ab, um von den geringen Einnahmen ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das zerstört dauerhaft ihre Lebensgrundlage, aber es gibt für sie keine Alternative. Um sie von diesem nicht-nachhaltigen Tun abzubringen, müssten Alternativen geschaffen werden. Das aber kann der einzelne Bewohner vor Ort kaum alleine machen. Dafür müssen alle Akteure an einen Tisch, neue Strukturen her. Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sind gefragt. Um die Strukturen zu ändern, dafür braucht es Organisationen wie Franciscans International.

Der Einsatz lohnt sich. 

Der Einsatz lohnt. Denn die Arbeit „unserer“ Nichtregierungsorganisation ist erfolgreich. Ein Beispiel? In Benin gab es die fürchterliche Tradition, dass behinderte Kinder nach ihrer Geburt geopfert, also getötet wurden. Franciscans International hat die Fälle dokumentiert und das Thema vor die UN getragen. Nach vielen Jahren Arbeit gibt es nun endlich eine gesetzliche Regelung im Land, die das Töten dieser Kinder unter Strafe stellt.

Ein Beispiel von vielen. Ich bin sehr froh, dass es Franciscans International gibt und dass die Organisation auf internationaler Ebene mithilft, an unserer franziskanischen Vision einer Welt zu arbeiten. Einer Welt, in der die Würde jeder Person geachtet, die Ressourcen gerecht verteilt, die Umwelt bewahrt und die Menschen in Frieden leben.

Br. Jinu George

wurde 1988 in Kerala in Indien geboren. Er lebt seit drei Jahren in Deutschland, seit zwei Jahren im Kapuzinerkloster Liebfrauen in Frankfurt. Der Kapuziner und Priester ist in der Seelsorge tätig und studiert transnationale soziale Arbeit.

Kontakt:
jinu.george@kapuziner.org

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