WANDERN – Unterwegssein

WANDERN – Unterwegssein … ein Impuls von Br. Jens Kusenberg

Schaut man von der Liebfrauenstraße auf den Kirchturm, sieht man in einiger Höhe eine Tür. Sie führt heute ins Nichts. Warum hat man diese Tür in den Turm der Liebfrauenkirche gebaut? Es ist die Tür zur Frankfurter Stadtmauer, die früher hier entlangführte. Die Liebfrauenkirche ist genau am Schnittpunkt zwischen dem Innenraum der Altstadt und dem Außen der umliegenden Gegend gebaut. Ein Durchlass. Ein Weg durch die Mauer. Ein Zwischenraum. Genauso nehme ich die Kirche heute wahr. Auch ohne begrenzenden Stadtmauer.

Zurück in Frankfurt

Ich bin nun seit einigen Wochen wieder in Frankfurt. Es gab viele Hände zu schütteln, die ich kannte, und andere, die ich noch nicht kannte. Das Hin und Her der Menschen ist mir bekannt: Die vielen unterschiedlichen Leute aus verschiedenen Ländern und Nationen, die auf ihrem Lebensweg auch in Liebfrauen Station machen. Vielleicht finden sie hier eine neue geistliche Heimat. Vielleicht lassen sie sich Hoffnung und Vertrauen für ihren weiteren Weg geben. Aber es gibt auch die, die nur kurzzeitig hereinschauen und weitergehen. Einen Blick als Touristen in die alte Kirche werfen, um weiter vom Römer auf die Zeil zu schlendern.

Viele Besucher

Es gibt die vielen Menschen, die an der Kirche vorbeieilen, ohne sie zu beachten. Andere kommen sehr bewusst in den Innenhof. Nicht alles Christen oder Christinnen. Auch Muslime und Buddhisten, Atheisten und Agnostiker und alle möglichen Anderen kommen und genießen einen Augenblick in der Stille. Als Zwischenhalt von der stetigen Bewegung draußen. Menschen aus allen Nationen kommen und wandern gemeinsam zum Zion, weil sie zum Gott Israels gehören wollen. Das ist das Bild, das der Prophet Jesaja benutzt. Es erinnert mich an Liebfrauen. Alle möglichen Menschen, von überall her, sind auf dem Weg. Unterschiedlich alt, unterschiedliche Bildung, verschiedene Herkunft und anderer Hintergrund. Manche freuen sich, andere stöhnen, weil sie belastet sind mit dem, was das Leben so bietet. Aber sie haben ein Ziel: Sie versammeln sich als Gemeinschaft und als Kirche um Christus, wie beim Gottesdienst um den Altar. Der Zionsberg ist der Ort des Tempels.

Ein Ort der Stille

Liebfrauen ist der Ort der Stille, des Feierns und des Innehaltens im Angesicht der sich drehenden Welt. „Steh auf, werde licht, denn es kommt dein Licht.“ (Jes 60,1). Im Zentrum dieser Bewegung, dem Spiel von Wandern, von außen und innen ist Liebfrauen mit seinen vielen Gesichtern. Auf dem Weg und hoffentlich in Bewegung. „Sucht den Herrn, er lässt sich finden, ruft ihn an, er ist nah!“ (Jes 55,1)

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