ASSISI UND DAS RIETI-TAL –
PILGERREISE AUF DEN SPUREN DES HL. FRANZISKUS

ASSISI UND RIETI-TAL – PILGERREISE

ASSISI UND DAS RIETI-TAL – PILGERREISE AUF DEN SPUREN DES HL. FRANZISKUS

Nichts Schöneres habe ich je gesehen! Unter diesem Wort des hl. Franziskus machte sich vom 15. bis 24. Mai eine 20-köpfige Gruppe aus Liebfrauen auf den Weg nach Assisi und ins Rietital: Franziskus Spuren entdecken – im Besichtigen der Ursprungsorte wie auch im Unterwegssein und Wandern waren das Ziel dieser Reise. Hannelore Wenzel berichtet.

Auf dieser Reise standen neben wichtigen Stationen im Leben des hl. Franziskus in Assisi auch weniger bekannte Orte auf dem Programm. Und anders als bisher waren wir diesmal mit dem Bus unterwegs. So konnten wir landschaftlich schöne Gegenden in Deutschland, in der Schweiz und schließlich in Italien bewundern. In der Po-Ebene, die aus den Filmen von Don Camillo und Peppone bekannt ist, haben wir übernachtet. In Umbrien angekommen, begrüßte uns schon von weitem die Basilika San Francesco. Neben dem beeindruckenden Panorama der Stadt mit dem Campanile von Santa Chiara und dem Glockenturm von San Rufino am anderen Ende der Stadt fiel die grüne Landschaft ins Auge.

Zu Fuß auf den Spuren des Franziskus

Wie einst Franziskus und seine Gefährten waren auch wir wenigstens teilweise zu Fuß unterwegs. An den Orten selbst haben wir uns viel Zeit genommen, um diese nicht nur kurz zu besichtigen, sondern um dort zu verweilen, zu beten und miteinander Gottesdienst zu feiern.

Umbrien ist kein ebenes Land, wir mussten immer wieder auch steile Wege bewältigen. Und bei unserem ersten Gang durch die Stadt Assisi konnten wir uns davon überzeugen, dass es in dieser Gegend auch heftig regnen kann. Zum Glück ändert sich das Wetter hier auch schnell wieder und die Ausflüge und Wanderungen an den folgenden Tagen konnten dann größtenteils ohne Regenschirm stattfinden.

Assisi – Geburtsort von Franz und Klara

Ausgangspunkt am ersten Tag war die Piazza von Assisi. Es ging zunächst in die Kapelle San Francesco Piccolino, in dem Franziskus der Legende nach geboren ist. Anschließend waren wir im Dom San Rufino in die Oberstadt. Dort befindet sich der Taufstein, an dem Franziskus 1182 und die Klara von Assisi 1193 getauft wurden. An diesen beiden Orten haben wir unserer eigenen Herkunft und unserer Taufe gedacht. Am Nachmittag haben wir das Kreuz von San Damiano betrachtet und hatten die Möglichkeit, in der Basilika Santa Chiara vor dem Kreuz in Stille und Gebet zu verweilen. Nach dem Besuch der Basilika sind wir nach San Damiano gelaufen. Hier hat sich der junge und suchende Franziskus häufig aufgehalten und vor dem Kreuz gebetet, hier lebten die hl. Klara und ihre Schwestern, hier dichtete Franziskus am Ende seines Lebens den Sonnengesang. Am Abend bestand für uns die Möglichkeit, an der Vesper der Franziskaner dort teilzunehmen.

Am nächsten Tag stand die erste Wanderung auf dem Programm, die auf einem ansteigenden Waldweg zu den Carceri führte, einer Einsiedelei des hl. Franziskus, inmitten eines Steineichenwäldchens, umgeben von zahlreichen Felsenhöhlen. Es war ein wunderschöner Tag mit viel Sonnenschein. Dort feierten wir unseren ersten gemeinsamen Gottesdienst im Freien. Am Nachmittag stand der Besuch der berühmten Grabeskirche des hl. Franziskus auf dem Programm. Br. Thomas Freidel, der dort lebt, vermittelte uns nicht nur kunstgeschichtliche Informationen zu den Fresken in den beiden Kirchen, sondern auch deren theologische Bedeutung.

Einsiedeleien als Orte der Gottesnähe

Von Assisi ging es ins Rietital, wo wir uns Zeit für die vier Einsiedeleien – Greccio, Poggio Bustone, La Foresta und Fonte Colombo –  nehmen wollten. Die franziskanischen Einsiedeleien befinden sich allesamt auf Anhöhen. Diese zu Fuß zu erreichen, ist recht anstrengend, aber man kann die wunderschöne Natur genießen und dabei Franziskus‘ Liebe zur Natur nachempfinden.

Direkt folgte die zweite Wanderung. Von Prati aus ging es auf dem Franziskusweg über den Pian di Ruscio ins Tal von Rieti, wo sich die Einsiedelei von Greccio befindet, und wo Franziskus Weihnachten 1223 die berühmte Krippenfeier veranstaltete. Die kleinen Räume der Einsiedelei geben Zeugnis vom einfachen Leben der ersten Brüdergemeinschaft, wie die winzige Zelle mit dem Felsen auf dem Franziskus einst geschlafen hat. Dieser Ort erinnert an die Bescheidenheit der Menschwerdung Jesu im Stall von Bethlehem. Greccio ist nicht von ungefähr Partnerstadt von Bethlehem.

Eindrucksvoll war am folgenden Tag auch der Aufenthalt in Poggio Bustone. Es gibt dort neben dem  neueren Klostergebäude die alte Einsiedelei, die um den Sacro Speco, eine Felsgrotte, gebaut ist, und zu der ein steiler, kapellengesäumter Weg führt. Dieser Ort lässt noch viel von der Ursprünglichkeit der ersten franziskanischen Niederlassungen erahnen. Nachdem auch hier ein kurzer Regenguss einsetzte, zogen wir uns in die kleine Einsiedelei zum Gebet zurück.

Gebet, Stille und Naturerfahrung

Am Nachmittag haben wir eine Erholungspause im Park der Cascate del Marmore gemacht. Der Park steht nicht im Zusammenhang mit dem hl. Franziskus, ist aber eine der Hauptsehenswürdigkeiten in der Gegend. Die Cascate zählen zu den höchsten Wasserfällen Europas und wurden von den Römern um 271 v. Chr. zur Trockenlegung eines Sumpfgebietes nahe des Flusses Nera angelegt.

Am Sonntag waren wir zunächst in der Einsiedelei La Foresta, die durch das „Weinwunder“ des hl. Franziskus bekannt wurde. In der dortigen Kirche, die noch alte Teile aus der Zeit des Franziskus integriert, feierten wir den Sonntagsgottesdienst. Für Franziskus war dies „ein lieblicher Ort zum Ausruhen“. Am Nachmittag sind wir zur Buche des hl. Franziskus (Faggio di San Francesco) gewandert. Das war die längste Wanderung mit vielen Steigungen. Hin und wieder mussten wir nach dem Weg suchen. Offenbar sind dort nicht viele Menschen unterwegs. Die Buche des hl. Franziskus liegt in sehr schöner Landschaft auf ca. 1090 m Höhe. Man kommt an einer Kapelle vorbei, die sich am Rand einer wunderschönen Blumenwiese befindet und steigt dann zur majestätischen Buche hinunter. Der Legende nach wurde Franziskus in dieser Gegend von einem Gewitter überrascht. Die Buche breitete ihre Äste aus und bildete eine schützende Kuppel über dem Heiligen. Auch wenn uns etwa einen Kilometer vor dem Ende der Wanderung ein Regenguss erwischt hat, waren alle sich einig, dass der Weg – es waren über 20 Kilometer – sich gelohnt hatte.

Ein Segenszeichen als Wegbegleiter

Es folgte ein weniger anstrengender Tag mit einem Besuch der Einsiedelei Fonte Colombo, wo Franziskus seine erste Ordensregel verfasst hat. Franziskus hat sich hier in den letzten Jahren seines Lebens häufig aufgehalten. Hier wurde er auch wegen seines Augenleidens behandelt. In einer Nische der Magdalenen-Kapelle befindet sich das von Franziskus in die Wand geritzte Tau-Zeichen: „T“. Er erkannte darin das Kreuz Christi. Von daher wurde es für ihn zum Zeichen des Friedens und Segens.

Unter diesem Segen traten wir dann über Arezzo die Rückreise an. Wir durften segensreiche Tage erleben. Historisches haben wir gesehen und besichtigt, die Landschaft und die besondere Stimmung der franziskanischen Einsiedeleien konnten wir erfahren. Es war eine besinnliche Reise, auch mit Zeit zum Nachdenken und für Gottesdienst und Gebet.

Dank an Hannelore Wenzel für die Organisation und Planung der Reise gemeinsam mit Br. Bernd.

 

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