Heiligen.
Liebfrauen – ein heiliger Ort.

Warum ist Liebfrauen ein heiliger Ort? Ein Impuls von Br. Anil. 

Many nations will come and say, “Come, let us go up to the mountain of the LORD, to the temple of the God of Jacob. He will teach us his ways, so that we may walk in his paths.” Mich 4:2

Liebfrauen – ein heiliger Ort

Das Wort „heilig“ ist ein Adjektiv, in dem Sinne, dass es ein Substantiv näher bestimmt. Wir wollen den Ort Liebfrauen, also ein Substantiv mit dem Adjektiv „heilig“ definieren. Aber es klingt ein wenig willkürlich! Der Ort Liebfrauen wird offensichtlich oder selbstverständlich als heiliger Ort bezeichnet. In diesem Beitrag werde ich versuchen, zu erklären, warum er heilig ist, welche darin verborgenen Aspekte wir vielleicht nicht wahrnehmen.

Wie wird ein Ort oder Gegenstand heilig? 

Vorab ein paar Klarstellungen: Es stellt sich die Frage, wie wird ein Ort oder ein Gegenstand heilig; welche Kriterien sollte er dafür erfüllen. Um etwas heilig zu machen, muss es einen sakralen Charakter haben. Nun also ein weiteres Wort, das das Heilige definiert mit „sakral“. Das heißt, es ist wichtig zu wissen, wie man etwas Heiligem einen sakralen Charakter zuschreibt. Das Sakrale im Gegensatz zum Profanen. Etwas wird heilig durch den Gebrauch und durch langjährige Praktiken und Traditionen. In Indien kann man auch einen Stein heilig sprechen, allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. So ist ein Merkmal eines solchen Steins, dass Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund diesen einen Stein für heilig erklärt haben. Dieser Stein ist anders als die anderen Steine, die neben ihm stehen. Dieser Stein wird so zu einem besonderen Ort, an dem Menschen ihre Sorgen, Ängste und Nöte mit Hoffnung verbinden. Durch diese regelmäßigen besonderen Erfahrungen der Menschen festigt sich sein sakraler Charakter immer stärker.

Das Heilige und das Profane

Ein Ort oder Gegenstand wird vor allem durch die Gruppe sakral, die einer Institution ihre Autorität verleiht. Die Gesellschaft übt in mehr als einer Hinsicht Macht über den Einzelnen aus. Es handelt sich um eine Macht, die auf der Dynamik der Gruppe basiert. Sakralität ist nach verschiedenen Theorien und Definitionen etwas, das uns ein Gefühl der Ehrfurcht und des Respekts vermittelt. Um es klar zu sagen, es schafft ein Rätsel um etwas, das sich der menschlichen Vernunft entzieht. Letztlich handelt es sich um die Sichtbarmachung eines kollektiven Bewusstseins. Durkheim sagt, dass die Aufteilung der Welt in zwei Bereiche, von denen der eine alles Heilige und der andere alles Profane enthält, das charakteristische Merkmal des religiösen Denkens ist. Seiner Ansicht nach machen Glaubensvorstellungen, Mythen, Dogmen und Legenden das Wesen der heiligen Dinge und die ihnen zugeschriebenen Tugenden und Kräfte sichtbar oder bringen ihre Beziehungen untereinander und zu den profanen Dingen zum Ausdruck.

Liebfrauen – ein besonderer Ort, ein Zuhause für die Menschen 

Kirchen verschwinden, weil kaum noch Menschen dorthin gehen, um zu beten. Religion im Ganzen verschwindet, das Säkulare (also Profane) dominiert. Hier in Frankfurt, einer internationalen Metropole, die mit großen Partys und Paraden, mit der Drogenszene assoziiert wird, bleibt immer noch Liebfrauen. Damit gibt es einen Ort, der seit dem 13. Jahrhundert nicht verschwunden ist, und wahrscheinlich auch nicht verschwinden wird. Zumindest darf man das vermuten, wenn man die Zahl der Besucher betrachtet, die diesen Ort jeden Tag als ihr Zuhause empfinden. Er ist in ihrem Leben „heilig“ geworden. Die Besonderheit dieses Ortes ist, dass Menschen aus verschiedenen Glaubensrichtungen oder ganz ohne Konfession, aus unterschiedlichen Kulturen, sozialem Status hier inmitten der Großstadthektik Ruhe finden können. Für sie ist es ein „heiliger“ Ort, an den sie ihre Nöte, Sorgen und Ängste bringen können. Er ist ihr Zuhause geworden. Das hat diesem Ort einen besonderen Charakter verliehen, einen heiligen Charakter, der die Menschen mit weiten Armen einlädt und ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt. Die Menschen haben keine Hemmungen, den Ort zu betreten. Jeder, der durch den Hof geht, hat einen Moment der Stille, weil er oder sie bewusst fühlt, dass er oder sie hier seine Sorgen und Ängste in die Hände Gottes legen kann.

Liebfrauen lädt Sie ein, kommen Sie und fühlen Sie sich hier zu Hause!

 

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