Wie weiter (in) Frankfurt?

Ein Kommentar zum Liebfrauen.Forum vom 9.März von Br. Bernd Kober

Am 9. März fand die erste Veranstaltung des Liebfrauen.Forum 2022 statt. Thema: Wie geht es weiter in Frankfurt? Wie und wo können sich Kirchen einbringen? Welche Rolle spielen Kirchen und Gemeinschaften in der Stadt? Kirchenrektor Br. Bernd Kober hat die Veranstaltung besucht und seine Eindrücke für Sie zusammengefasst:

Noch immer ist Pandemie. Planen ist gefährlich. Der Journalist Matthias Dobrinski musste absagen, im Rahmen des Liebfrauen-Forums den Abend mit Bastian Bergerhoff zu moderieren. Dr. Thomas Wagner von der Rabanus-Maurus-Akademie konnte durch Markus Breuer (KEB Frankfurt) kurzfristig gewonnen werden. Möglicherweise war es auch der Pandemie geschuldet, dass sich eine nur zwölfköpfige Runde zum Gespräch mit dem Kämmerer und Zuständigen für die Dotationskirchen Frankfurts zusammenfand. Mitten in einer der belebtesten Dotationskirchen stand Bergerhoff in Präsenz Rede und Antwort – und das in sehr persönlichem Tonfall. Ungetauft, aber dennoch mit dem kirchlichen Milieu vertraut, ist ihm die Sorge um die in Obhut der Stadt Frankfurt befindlichen Kirchen ein wichtiges Anliegen. Der seit 1830 bestehende Dotationsvertrag drückt auch heute noch aus: die Kirchen sind Bestandteil der reichen und bunten Tradition Frankfurts. Trotz der geringer werdenden Anzahl von Christen bleiben sie zentrale Orte der städtischen Kultur.
 
Bergerhoff betonte, dass die Kirchen offene und für alle Menschen zugängliche Orte sein sollen – quer durch die Kulturen und Religionen hindurch soll jeder eine offene Tür finden und willkommen sein. In der Liebfrauenkirche war dieses Wort am richtigen Ort. Tagtäglich wird hier erfahrbar, was Integration heißt: Christen aller Kulturen finden sich hier zu Gebet und Gottesdienst ein. Menschen aller Kulturen erfahren den Innenhof als einen Ort der Stille, des Friedens und des Gebets. Auch manch Ungetaufter mag hier schon eine Kerze vor der Marienfigur entzündet haben – genauso wie Gläubige nichtchristlicher Religionen. Reich und arm stehen in nächster Nähe beieinander, wenn Bedürftige auf ihr Frühstück warten und gleich daneben eine nicht geringe Spende für ebendiesen Zweck anonym in den Opferkasten gesteckt wird. Die Grenzen verschwimmen, das Miteinander geschieht. Die Vielen, die diesen Ort aufsuchen, sind dankbar für eine inzwischen renovierte Kirche, eine einzigartige Orgel und die treue Sorge der Stadt für diese spirituelle Oase.

Wie dies in der momentan sich turbulent verändernden Weltlage auch in Zukunft geschehen kann, darauf vermag auch Bergerhoff keine definitive Antwort geben. Er müsste ein Prophet sein, um dies zu können. Das Wohlwollen und die Absicht sind spürbar. Wohin die Reise geht, weiß niemand derzeit wirklich. Was zählt, sind die Menschen, die diesen Ort lebendig halten und schätzen. Und Bastian Bergerhoff war an diesem Abend einer von ihnen.

Liebfrauen.Forum 2022