Pater Christian Häfeles Weg führt im Juli ins Kapuzinerkloster in Salzburg
Dein Abschied von Liebfrauen nach fast zehn Jahren steht bevor. Mit welchen Erwartungen bist Du nach Frankfurt gekommen?
Ich war vor dem Zusammenschluss der beiden Kapuzinerprovinzen immer nur in der Bayerischen Provinz als Seelsorger tätig und habe im Laufe der Zeit, wie es bei uns Kapuzinern üblich ist, ganz unterschiedliche Aufgaben wahrgenommen. Mit diesem Erfahrungsschatz kam ich nach Auflösung des Kapuzinerklosters in Aschaffenburg nach Salzburg. Dort konnte ich mich jedoch nicht so intensiv in der Seelsorge betätigen, wie ich das damals noch wollte.
Welche besonderen Erfahrungen nimmst Du nun mit?
In Frankfurt war vieles anders, angefangen bei der Mentalität der Menschen. Ich bin in eine für mich noch unbekannte Gegend von Deutschland gekommen und konnte hier vieles Neue entdecken. Was Liebfrauen auszeichnet ist, dass hier Menschen aus der ganzen Welt zu Hause sind. In den verganenen Jahren bin ich mit Menschen unterschiedlichster Nationalitäten in Kontakt gekommen, besonders im Beichtstuhl, im Turmzimmer und nach den Gottesdiensten. Die Schicksale der Menschen haben mich immer wieder tief berührt.
Eine Bereicherung für mich war auch die Zusammenarbeit mit den Brüdern aus Indien, Tansania und anderen Ländern, die hier im Kapuzinerkloster waren. In guter Erinnerung werden mir auch die Gottesdienste mit den Schervier-Schwestern in der Lange Straße bleiben und die Zusammenarbeit mit den indischen Schwestern, die einige Zeit in Liebfrauen waren sowie das Evangelienspiel, das Pater Amandus organisiert hat.
Freude bereitet haben mir auch die Fahrten, an denen ich als geistlicher Begleiter dabei sein durfte: nach Altötting, in den Allgäu und der Seniorenausflug nach Würzburg.
An den Feiertagen, wie Weihnachten und Ostern, bin ich oft in andere Gemeinden gegangen, die keinen Priester mehr haben und habe dort mit den Menschen Gottesdienst gefeiert.
Ich habe ein Stück Geschichte von Liebfrauen miterlebt und mitgestaltet.
Brüder kamen und gingen wieder, die Zeit der Renovierung der Liebfrauenkirche und nun die Pandemie. Immer wieder gab es neue Herausforderungen und es war nie langweilig. Und dann habe ich begonnen, eine Chronik über Liebfrauen zu schreiben. Ich habe Bilder und Zeitungsnotizen gesammelt und ausgewertet. Mittlerweile ist ein dickes Buch entstanden.
Du warst an deinen freien Tagen immer mit dem Fahrrad unterwegs.
Ja, ich habe mich nicht nur in Frankfurt umgesehen, sondern bin auch in der nahen und fernen Umgebung unterwegs gewesen. Ich bin oft weite Strecken mit dem Fahrrad gefahren und wenn es mir zu anstrengend wurde, bin ich auf den Zug umgestiegen. Ich war auf den Spuren der Heiligen Hildegard von Bingen unterwegs, habe die Städte Mainz, Wiesbaden und den Taunus erkundet. Das hat mir viel Spaß gemacht und außerdem hat es mich fit gehalten. Ich habe das auch gebraucht, um Abstand vom Alltag zu bekommen. Raus aus der Stadt und in die Natur. Kirchen und besonders schönen Landschaften habe ich auf Fotos festgehalten.
Was wirst Du vermissen und fällt der Abschied nach so langer Zeit nicht auch schwer?
Natürlich werde ich viele Menschen, die ich in Liebfrauen kennengelernt habe und die mir zu Freunden geworden sind, vermissen. Und das sind nicht wenige. Aber das war bei meinen zahlreichen Stationen auf meinem Lebensweg immer so.
Warum hast Du dich jetzt wieder für das Kapuzinerkloster in Salzburg entschieden?
Ich bin älter geworden und möchte die Seelsorge nun etwas ruhiger angehen. Natürlich gäbe es Orte, an die ich auch gerne gehen würde. Aber die Klöster in Rosenheim, Burghausen und Laufen gibt es nicht mehr. Und im Norden Deutschlands würde ich mich nicht so richtig wohlfühlen. Ich bin im Allgäu aufgewachsen und habe dort meine Wurzeln. Und Salzburg schien mir der bestgeeignete Ort, um in einem kleinen Konvent weiterhin als Seelsorger eingebunden zu sein.
Pater Christian, wir wünschen Dir für Deine Tätigkeit in Salzburg alles Gute und allzeit Gottes Segen.
Das Interview mit Pater Christian führte Hannelore Wenzel