„Ich möchte mich immer wieder durch den heiligen Geist verändern lassen“
Br. Julian Pfeiffer hat im September die Einfache Profess als Kapuziner abgelegt. Wie sein Weg in den Orden aussah, warum er sich für ein Leben als Ordensmann entschieden hat und was ihm in seiner Beziehung mit Gott wichtig ist, sagt der 22-jährige Kapuziner im Interview.
Br. Julian, Du hast vor wenigen Monaten Deine Einfache Profess abgelegt. Was hast Du im Noviziatsjahr über Dich und Deine Beziehung zu Gott gelernt?
Gott ist Vater. Das heißt für mich, aus einer konkreten und gelebten Gottesbeziehung heraus zu leben. Dies stärkt und trägt mich. So wurde mir im Noviziat ein Fundament für das weitere Leben als Minderbruder gelegt.
Warum bist Du Kapuziner geworden?
Weil ich glaube, dass dies meine Berufung ist, als Minderbruder zu leben. In Einfachheit möchte ich die von Gott mir geschenkte Freude den Menschen weitergeben.
Wie sieht Dein nächstes Jahr aus?
Zurzeit arbeite ich in Frankfurt in der Obdachlosenhilfe. Im Franziskustreff serviere ich den Obdachlosen Frühstück. Daneben mache ich auch in der Straßenambulanz ein Praktikum. Mit Beginn der Fastenzeit kehre ich nach Münster zurück. Dann geht für mich zum Sommersemester an der WWU in Münster das Studium der Theologie los.
Wie hast Du Deine Berufung gefunden? War das ein besonderes Ereignis, ein Weg?
Nach der Erstkommunion bin ich Ministrant geworden und über die Zeit, in der ich den Glauben als tragend in schweren Zeiten erfahren habe, konnte ich mir vorstellen, nach dem Abitur erstmal Theologie zu studieren, um den Glauben zu hinterfragen. Nach einem Gottesdienst habe ich dann meinen jetzigen Mitbruder und Junioratsleiter Stefan Walser kennengelernt. Darüber kam ich ins Grübeln und habe die Kapuziner kennengelernt. Letztendlich bin ich dann hängen geblieben. Für mich war das ein Weg. Und an dem Punkt, an dem ich nun stehe, kann ich sagen: es ist eine Entscheidung, die immer mehr reift. Dieser Weg ist geprägt durch einzelne Begegnungen und Ereignisse, die mich zu den Kapuzinern geführt haben.
Was ist Dir wichtig in Deiner Beziehung mit Gott?
Stille. Stille bietet einen großen Raum für Gotterfahrung und Gottesbegegnung. Darüber hinaus möchte ich mich immer wieder verändern lassen durch den heiligen Geist.
Was wünschst Du Dir von den Brüdern und der Gemeinschaft?
Ich wünsche mir, dass wir eine Gemeinschaft sind und dies im Alltag leben. Das heißt, dass wir in gemeinsamem, brüderlich-familiärem Austausch leben. Wir ziehen gemeinsam an einem Strang, aber zoffen uns auch hin und wieder, wie in einer Familie eben auch. Bei all dem müssen wir immer Christus in den Mittelpunkt stellen, damit unsere Gemeinschaft zusammenhält und trägt.
Foto: Kapuziner/Jacoby
Interview: Tobias Rauser
Br. Julian Pfeiffer
wurde 1999 in Weingarten geboren. Nach dem Abitur verbrachte er ein Jahr am Ambrosianum in Tübingen und lernte dort Hebräisch und Griechisch. Nach seinem Noviziatsjahr im italienischen Camerino legte Br. Julian im September 2021 seine Erste Profess als Kapuziner ab.
Dieses Interview erschien zuerst auf kapuziner.de
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